Ein Bericht der IVZ: Kickers trainieren mal ohne Ball Sich in Konfliktsituationen selbst verteidigen oder besser noch: sie von vornherein vermeiden - das zu können, ist besonders für Menschen mit Handicap wichtig. Deshalb haben die Ibbenbürener Kickers im Februar mit einem Gewaltpräventions- und Selbstverteidigungskurs begonnen. Als Kooperationspartner ist ein externer Anbieter mit im Boot, dessen Trainer die Schulung bei und mit den Kickers durchführen. Nach vier Terminen sind bereits erste Erfolge zu sehen.
"Wir haben nur positive Rückmeldungen von unseren Spielern und Spielerinnen, alle sind total begeistert", erzählt Inga Grabow, Trainerin der Ibbenbürener Kickers. Sie freute sich am Ende des Grundlagenkurses, wie gut es gelungen war, die Aktiven bei der Sache mitzunehmen. Sie selbst hat gerade beim Stadtsportbund Münster eine Ausbildung zur Gewaltpräventionsbeauftragte absolviert und ist dadurch noch sensibler für das Thema geworden.
"Menschen mit Einschränkungen tragen ein zwei- bis dreimal höheres Risiko, Opfer von Gewalt zu werden." weiß sie. Da die fußballbegeisterten Aktiven das zum Teil aus eigener Erfahrung bestätigen können, geben sie gerne zweimal im Monat eine Stunde ihres samstäglichen Trainings her, um sich ohne Ball fit zu machen. Dann besucht sie Selbstverteidigung- und Gewaltpräventionstrainer Roland Magg von der EWTO-Schule Damme, zu dem alle schnell Vertrauen gefasst haben. Im Wechsel mit seinem Kollegen Jan-Niklas Mulder trainiert der 55-jährige mit den Kickers, wie sie Konfliktsituationen früh erkennen, wie sie selbst zur Deeskalation beitragen können und wie sie sich - wenn es gar nicht anders geht - zur Wehr setzen können.
Gewaltvermeidung ist immer die erste Option. Trainer Magg wiederholt das oft. Erst wenn sie ausscheidet, wird es körperlich. Das entsprechende Training dreht sich dann zum Beispiel um die Befreiung aus Griffen oder um schnelle Ausweichbewegungen. "Nicht in den Gegner hineinlaufen", nennt der Fachmann eine Grundregel der Selbstverteidigung und zeigt seinen Schülern, wie das in der Praxis aussieht.
Über die konkrete Konfliktsituation hinaus geht es in dem Kurs darum, an der eigenen Körpersprache zu arbeiten, Ängste abzubauen, die motorischen Fähigkeiten zu entwickeln sowie die Koordination und die Körperspannung zu verbessern.
All das zeigte schon inach den ersten Unterrichtseinheiten sichtbare Erfolge, wie Inga Grabow beobachtete: "Mir fällt auf, das manche unserer Aktiven, die sonst super zurückhaltend sind, sich hier etwas trauen, dass sie aktiv mitmachen und auch Fragen an die Trainer stellen." Angesichts der positiven Rückmeldungen und Effekte war im Trainerteam der Kickers schnell klar, dass der Kurs fortgesetzt werden soll. Mit der EWTO-Schule Damme wurde vereinbart, dass bis Ende 2023 möglichst zweimal im Monat ein Trainer nach Ibbenbüren kommt und die Kickers weiter schult. Denn "die ersten vier Stunden waren eine Art Crash-Kurs." erklärt Roland Magg. "Jetzt haben wir Gelegenheit, alle angerissenen Techniken zu vertiefen und weiter zu üben, sodass später jeder in den betreffenden Situationen routiniert reagieren kann."
Die Kosten für den Gewaltpräventions- und Selbstverteidigungskurs tragen die Ibbenbürener Kickers, und das Angebot bleibt für Nichtmitglieder offen. "Bisher hatten wir wenig externe Teilnehmer", bedauert Trainerin Grabow und lädt erneut alle Interessierten ein, bei einem der nächsten Termine unverbindlich vorbeizuschauen. Der nächste Termin ist am Samstag, 1. April, um 10 Uhr in der Sporthalle Ost. Weitere Termine werden auf der Webseite bekannt gegeben.
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